Themen

Waldkultur e.V.

"Waldkultur": die Facetten des Waldes

Unter dem Terminus „Waldkultur“ werden im Saarland - bisher einzigartig in Deutschland - verschiedene Ansätze zu thematischen Dienstleistungen zur Waldgeschichte, originelle Beiträge zur Inszenierung von Regionalgeschichte sowie umfangreiche Freizeit- und Kulturangebote einem größeren Publikum vorgestellt.

Ziel ist es, die kulturellen Verknüpfungen zwischen Mensch und Wald in Geschichte, Gegenwart und Zukunft in ihren jeweiligen ökologischen, ökonomischen, und sozialen Kontexten darzulegen.

Zudem eröffnet die Ausweisung des bisher größten Schutzgebietes von 1.000 ha im unmittelbaren Einzugsbereich einer Großstadt in Deutschland zusätzliche Aspekte: die Chance der Entwicklung von „Wildnis“ mit der allmählichen Umformung zu einem „Urwald“ vor den Toren der Stadt im vormals industriell geprägten Saarkohlenwald bei Saarbrücken.

„Ein Gemeinwesen, auf dessen Gebiet ein urwüchsiger Wald seine Wipfel erhebt (und unter dem ein anderer urwüchsiger Wald verrottet), bringt nicht nur Korn und Kartoffeln hervor, sondern auch die Dichter und Philosophen kommender Zeiten.
Henry David Thoreau, Vom Spazieren

Als Kulturrelikt der höfischen Jagd nimmt dabei die Scheune Neuhaus als Teil des historischen Jagdschlosses Philppsborn inmitten des Saarkohlenwaldes eine besondere Stellung ein. Als heutiger Veranstaltungsort verbindet sie ehemals jagd- und forstliche Traditionen des Forsthauses Neuhaus mit den neuen Konzepten nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Saarland. Während der EXPO 2000 stand daher die Scheune Neuhaus als Präsentationsort eines der weltweiten Projekte „low tech - high nature“ für die Vermittlung zeitgemäßer Konzepte für eine Forstwirtschaft der Zukunft.

In Folge dieses Projektes etablierte sich seit 2001 eine eigene Veranstaltungsreihe an der Scheune Neuhaus, nun am Zentrum für Waldkultur, die auch in 2003 mit erweitertem Programm fortgeführt wird.

Ein Teil der Veranstalter des Programmes und insbesondere der Koordination der WildnisWochen als Teil eines innovativen Kultur- und Freizeit-Angebotes haben sich nun als „Waldkultur e.V.„ mit Partnern und Teilnehmern der ersten WildnisWochen zusammengeschlossen, um gemeinsam in einem Verein innerhalb und außerhalb des Saarlandes Konzepte der Waldkultur einem größeren Publikum vorzustellen.

Ein Teil der Veranstalter des Programmes und insbesondere der Koordination der ersten WildnisWochen als Teil eines innovativen Kultur- und Freizeit-Angebotes haben sich nun als „Waldkultur e.V.“ mit Partnern und Teilnehmern der ersten WildnisWochen zusammengeschlossen, um gemeinsam in einem Verein innerhalb und außerhalb des Saarlandes Konzepte der Waldkultur einem größeren Publikum vorzustellen.

„Erlebnis“ und ein „cross over“ in den Formen der Aufbereitung von Waldthemen spielen seit den Veranstaltungen, workshops und Freizeiten 2001 eine zentrale Rolle und gelten wie etwa bei der Zusammenarbeit mit den Natur- und Wildnisschulen von Peter Bauer und Corvus als besonderes Markenzeichen auch des diesjährigen Angebotes.

Die bisherige fruchtbare Zusammenarbeit mit dem SaarForst Landesbetrieb, dem Fortsverein Rheinland-Pfalz-Saarland und dem Ministerium für Umwelt des Saarlandes soll zukünftig noch verstärkt werden.


Die Themenbereiche von Waldkultur

Nachhaltige Forstwirtschaft. Historische Waldbauformen, Niederwaldwirtschaft und zukunftsorientierte naturnahe Waldwirtschaft kann vor Ort attraktiv vermittelt werden. Veranstaltungen an der Scheune und auf den Parcours nutzen Erfahrungen des EXPO-Projektes „low tech - high nature“ und liefern mehr als bloße Information...

Die Jagd. Von der höfischen Jagdtradition bis zur Gegenwart prägte die Jagd Wälder und Menschen. Die Jagdgeschichte ist voller spannender Momente und wie keine andere Institution emotional besetzt. Auch die Jagd hat es verdient im Lichte einer nachhaltigen Waldwirtschaft neu verortet zu werden.

Die Stadt, der „wilde Wald“ und die Entwicklung zum Urwald. Bezogen auf das Publikum im umliegenden Ballungsgebiet Saarbrücken besteht die Aufgabe, den Wert eines Urwaldes vor den Toren der Stadt für die Bürgern zu erschließen und den kontinuierlichen Wandel der verwilderten Waldflächen in ihrer Dynamik deutlich zu machen. Dabei ist es Prinzip, neue Einblicke in das vermeintlich Vertraute des Waldes zu lenken und durch viele unterschiedliche Anlässe den Wald erleben zu können: jahreszeitlich, tageszeitlich, thematisch, einzeln, in Gruppen und bei inszenierten Anlässen.

Natur-Stoff Holz. Holz als nachwachsenden Roh- und Baustoff schätzen zu lernen, kann durch eine Renaissance der Grünholz- und Wildholztechnik erreicht und zur Kultivierung eines neuen Freizeitverhaltens verwandt werden. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Angebot eröffnen vielfältige zusätzliche Perspektiven und eine Verbindung von ökologischen Aspekten mit zeitgenössischem Holz-Einsatz, in hochwertiger Handwerksarbeit und Design-Kunst. Daher steht die Information über beispielhafte Projekte zum Thema „Holz“ als vielschichtiges Thema der Regionalentwicklung 2003 für interessierte Kommunalpolitiker, Forstleute, Architekten, Bauunternehmer, Kulturschaffende, Touristiker und Regionalmuseen etc. ebenfalls auf dem Programm. Neben einem Vortrag von Lothar Wilhelm zur „route du bois“ in den Vogesen sind auch Exkursionen zu ähnlichen Projekten in Planung.

Die Arbeit im Wald. Die Aspekte der Kulturgeschichte des Waldes aufzudecken und praktisch zu bearbeiten, mit Projekten wie dem Eisenschmelzen an historischen Standorten von sog. Rennöfen oder zum Thema historische Waldgewerke, Köhler und Holzkohle, ist ein weiterer wichtiger Beitrag zur historischen Dimension der Waldnutzung. Die Tradition von Wald- und Holzwirtschaft mit zeitgenössischen Mitteln zu erschließen war bereits Bestandteil der Aktivitäten 2001.

Die Industriekultur im Saarkohlenwald. Neben den frühesten Aktivitäten der Eisenzeit mit ca. 250 kartierten Rennöfen-Standorten prägen v.a. die Zeugnisse der Bergbau-Ära die Waldlandschaft und Orte im Waldesinnern. Gebäude und technische Konstruktionen vermischen sich bei einem Waldbesuch mit der Wahrnehmung der durch die Industrialisierung entstandenen Halden, Absinkweiher und besonderen Bodenveränderungen. Aber auch mittelbare Spuren der Arbeit - verursacht durch die Menschen auf dem Weg von den Wohnungen zu den im Wald gelegenen Zechen als Bergmannspfade - lassen Geschichte erahnen. Zeitzeugen-Projekte, tragen in Form von Dokumentation und Präsentation ebenso zur Bewahrung der historischen Identität bei, wie auch das Einbeziehen vorhandener baulicher Relikte in ein landschaftsbezogenes neuzeitliches Gestaltungskonzept, etwa einem Regionalpark-Ansatz.

Der Wald und die Künste. Zeitgenössische künstlerische Beschäftigung mit den Thema “Wald“ ergänzen die bereits in 2001 etablierten Formen oder beziehen sich als Pilotangebote in den nächsten Jahren auf den entstehenden Urwald, die Landschaft des Saarkohlenwaldes, die Realisierung von Industrienatur-, art in nature- und Land Art-Projekten. Die Auseinandersetzung mit Holz, Wald, Kulturlandschaft und landschaftsbezogene Inszenierungen sind auch 2003 wieder Thema eines Land Art Workshops im August.

Die poetischen Themenwelten des Waldes: Orte der Legenden, der Mystik und der Poesie. Erarbeitung von Waldtheater-Stücken, Realisierung und Einbindung in die Regional- und Tourismus-Kultur, Erzähl-Cafes zur Bedeutung des kollektiven Gedächtnis der Region.

Plädoyer für eine neue Freizeit-Kultur. Der Wald bietet vergleichsweise vielfältige Chancen, ausgetretene Urlaubswege und Reise-Routinen von der „Stange“ zu verlassen und attraktive und erlebnisreichen Natur-Genuß zu suchen. Dafür braucht es aber Kreativität und Qualität im Angebot und eine ganzheitliche Sicht des Waldes mit seiner Vielzahl an öko-kulturellen Facetten. Wald als Freizeit-Destination und Mittelgebirgsregionen mit ihren Waldlandschaften lastet immer noch der Konservatismus der traditionellen Wandervereinsmeierei und des sportiven Massenauflaufs eines IVV an. Angebote mit Esprit und regionalem Tiefgang schwimmen noch gegen den Strom, zeigen aber in ihren wenigen Ausnahmen, welche Profilierungen am Kultur-Tourismus-Markt möglich sind.


Das Zusammenführen dieser Themen unter einem gemeinsamen Dachkonzept im Zentrum für Waldkultur an der Scheune Neuhaus setzt aber auch auf andere dezentrale Standorte und deren Ressourcen für die Erschließung von Waldkultur im Saarland.

Nicht zuletzt ist es Anspruch, neue Formen der Tourismus-Kultur sowie Aspekte einer nachhaltigen Freizeit- und Tourismusentwicklung innerhalb der skizzierten Projekte zu verwirklichen.

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