Themen

 

Die Ergebnisse des Workshops

Guter Rat an einen Urwaldwanderer

Wenn du die Wildnis besuchst
Im Wald, der wächst auf dem unterirdischen Wald,
der wuchern darf und schlingen und sterben,
wenn du deinen Fuß setzt in diese Welt,
dann zieh festes Schuhwerk an
und wappne dich
denn du läufst da,
wo das Innere der Erde
nach oben ward gekehrt.

Folge dem Pfad,
der sich im Unterholz verliert,
vertraue ihm und dir,
geh langsam und achte auf das Licht,
das tastend über deine Wege gleitet.

Es sei gewarnt,
die Geister, Trolle, Feen und Zauberer
mögen zurückgekehrt sein
mit den Märchenerzählern
auf den Rücken der Vögel,
und sie könnten
auftauchen vor dir an der
ein oder anderen Stelle.

Nimm den Faden auf
Und folge ihm.
Finde die Geschichten,
die tief verborgen im dunklen Dickicht
harren und in der Erde Schoß verborgen
warten gefunden, gehört zu werden.

Hab langen Atem,
du brauchst Geduld und Muße,
eile nicht und sei bereit.
Wirf deine Pläne weg und deine Karten
Sie hindern dich bei deiner Suche,
die hier im Wald immer neu beginnt
und niemals endet.

Du hast so viel in deiner Nähe
Noch nicht gesehn,
noch nicht empfunden,
mit deinem Herzen nicht geschaut.
Geh nun,
mit den Augen und dem Herzen des Entdeckers
und sollte es später werden,
genieße es,
den dann hast du dich ganz verlorn
in einer andern Zeit und einer
andern Welt.

Das Prinzip der "Kommunizierenden Röhren"

Die "Kommunizierenden Röhren" sind in den Waldboden eingelassene Metallröhren. Sie dienen dazu, dem Besucher über seine eigenen Beobachtungen und Kenntnisse hinaus weitere detaillierte Informationen oder Zeugnisse über die Geschichte und Kultur des Saarkohlenwaldes zu geben und ihn zur Auseinandersetzung mit den Geschehnissen anzuregen. Das geschieht sowohl auf der Sachebene z.B. durch die Schilderung der geschichtlichen und politischen Ereignisse als auch auf der Gefühlsebene durch poetische Texte und Gedichte. Die Kommunikation dieser Röhren ist jedoch nicht nur einseitig, sondern die mit einem gelben Deckel gekennzeichnete "Rohrpost" ermöglicht es dem Besucher seine eigenen Anregungen, Kritik und Wünsche mitzuteilen. Die Rohrpost soll in regelmäßigen Abständen nachgesehen und ausgewertet werden.


Die Texte aller kommunizierenden Röhren finden Sie hier: Texte_Roehren.doc

Die "Stationen" des Urwaldpfades

Zwischen der S-Bahnhaltestelle Heinrichshaus als Ausgangspunkt der Urwaldwanderung und der Scheune Neuhaus als Zielpunkt wurden auf dem Urwaldpfad 20 Stationen als Wegweiser und Blickpunkte angelegt. Diese Orte im Wald wurden teilweise mit minimalistischen Mitteln, teilweise jedoch auch mit großem handwerklichen Aufwand verwirklicht. So beanspruchte der Bau der Himmelsleiter viel Mühe und handwerkliches Geschick, während der "Stockfisch" als Unikat und "ready made" im Wald gefunden und in einer Lichtung installiert wurde.

Neben den künstlerischen Installationen sprechen die Kommunizierenden Röhren die Besucher mit Sachinformationen und Poesie an. Eine besondere "Rohrpost" dient an drei Stellen im Wald als Organ der Rückmeldung von Kommentaren an Akteure der "WaldKunst Werkstatt".

Abseits des Weges: Der Pfad

Die Innensicht des Waldes für die, die
sich Zeit nehmen zu sehen.
Mal offensichtliche, mal diskrete
Hinweise zum Verstehen.
Spurensuche und Einblicke in die
Geschichte des Waldes,
wechselhaft wie die dynamischen
Prozesse in der Wildnis selbst.
Kommunizierende Röhren:
Eingelassen in den Waldboden und
offen für Botschaften an die Pfadfinder
Nutzbar für Kommentare und
Botschaften an die Akteure des
Workshops "Wald & Kunst".

Themen und Stationen des ersten Urwaldpfades

Station 1: S-Bahnhaltestelle Heinrichshaus

Diese Haltestelle ist der Ausgangspunkt für die Wanderung auf dem Urwaldpfad. Die Idee war, die Stelle unterhalb der Autobahnbrücke mit dem Lied "Heigh-Ho" aus dem Film "Schneewittchen und die sieben Zwerge" zu bespielen. Das Lied passt gut, weil sich die Zwerge bei "High-Ho" auf den Weg zu ihrer Arbeit ins Bergwerk machen. Es nutzt außerdem die gleichen Geräusche, die auch beim Herunterlassen der Bahnschranke an der Haltestelle zu hören sind.

Station 2: Alte Dorfeiche Von-der-Heydt

Diese Eiche stand über 300 Jahre in der oberen Heinrichshauser Straße unweit des 1870 als Verwundeten-Lazarett eingerichteten Schlafhauses zu Von-der-Heydt. Sie wurde im August 2003 hierher gebracht und markiert den Eingang des Urwaldpfades.

Station 3: Ficus Dunlopus

Ein Autoreifen umschließt den Stamm einer hohen Eiche. Lehrstück zum Umgang mit Natur und Müll


Station 4: Palisaden

Eine Reihe senkrecht in den Boden gegrabener Stämme markiert den weiteren Wegeverlauf. Bei den Stämmen handelt es sich um bearbeitetes Holz, das als Müll abgeladen und an dieser Stelle gefunden wurde.

Station 5: Bombentrichter eins

In den Kriegsnächten vom 15. auf dem 16.12.1944 und vom 15. auf dem 16.03.1945 bombardierte die amerikanische US Air Force auf dem Flug Nr. 31-3776 und 34-3576 die Region um Kirschheck. Die Auswirkungen sind bis heute deutlich in der Waldlandschaft in Form von Bombentrichtern sichtbar.
Am Bombentrichter eins erhalten die Besucher des Urwaldpfades Informationen zu den Geschehnissen in der Vergangenheit. (Kommunizierende Röhre 1: Dokumentation zum Bombardement)

Station 6: Bombentrichter zwei

Dieser Bombentrichter regt mit Hilfe von poetischen Texten zur Auseinandersetzung mit den Kriegsereignissen an (Kommunizierende Röhren 2 und 3: Poetische Texte)

Station 7: Bombentrichter drei

Dieser Bombentrichter enthält künstlerische Versuche, die Wunden des Krieges in der Landschaft zu schließen. Dazu wurde der Trichter mit zur Mitte kleiner werdenden Birkenstöcken und -stämmen in Form einer Schnecke ausgelegt. Das verwendete Birkenholz wurde in der näheren Umgebung des Trichters vom Boden aufgesammelt.

Station 8: Preußentor

Mit dieser Konstruktion wird die strenge, "preußische" Ordnung des dahinter liegenden Waldes aufgegriffen, der in Baumreihen gleichen Abstandes künstlich angelegt wurde.

Station 9: Himmelsleiter

Die Autorin Ellen Diesel lehnte in ihrem Gedicht von 1994 "Der Fingerabdruck des Farns" eine Himmelsleiter an die Kegelhalde des Steinbachschachtes. Innerhalb des Workshops wurde diese Leiter tatsächlich erbaut und ermöglicht den Aufstieg zu einem Ausblick der besonderen Art. (Kommunizierende Röhre 5: Dokumentation zum Steinkohlebergbau)

Station 10: Holzer Konglomerat

Kommunizierende Röhre 6: Informationen zur Geologie und Entstehung der Steinkohle

Station 11: Wächterstein

Vor einem Baum, der zusammen mit einem weiterem Baum ein kleines Tor darstellt, befindet sich ein Wächterstein. Setzt sich der Besucher auf diesen Stein, wird er selbst zum Wächter dieses Eingangs.

Station 12: Haldenkamm

Hier erfolgt das körperlich anspruchsvollste Wegestück der Wanderung, da der Besucher entlang des steilen Hanges des Steinbachschachtes gehen muss, der normalerweise nur den Tieren als Wildwechsel dient.

Station 13: Steinbachschacht

1856 begann die systematische Erschließung des Untertagereichtums des Saarkohlenwaldes im technischen Ausbau. Mit der Einführung der Seilförderung unter Tage nahm man die ersten technische Neuerung dieser Art in Europa in Betrieb. Bis heute prägen die Halden des Steinbachschachtes die Waldlandschaft und verleihen diesem einen einmaligen Charakter. (Kommunizierende Röhren 7 bis 13: Dokumentation zum ehemaligen Steinbachschacht, und poetische Texte)

Station 14: Tal der Stille

Hier hat der Wanderer unvergleichliche Blicke auf die Sumpfvegetation und die bizarre, tote Baumlandschaft eines ehemaligen Absinkweihers, der zu Zeiten des Bergbaus angelegt wurde. Dieser Ort bietet dem Besucher Zeit zu Ruhe und Besinnung. Zum Verweilen laden auch mehrere angebrachte Hängematten ein, die eine Betrachtung des Ortes aus einer anderen Perspektive ermöglichen. (Kommunizierende Röhre 14: Rohrpost)

Station 15: Stockfisch

Der Ast in Form eines großen Fisches wurde mitten im Wald gefunden. Unauffällig in der Lichtung eines Nadelwaldes angebracht, fällt er nur dem aufmerksamen Betrachter ins Auge.

Station 16: Gouvysweiher

Es wurden Überlegungen angestellt, die Wasseroberfläche des Gouvysweihers künstlerisch zu gestalten. Beim Experimentieren mit verschiedenen Materialien wie z.B. Blättern und Farnen zeigte sich jedoch sehr schnell die Tücke des Objekts. So war eine durch Blätter angereihte "Seeschlange" innerhalb von wenigen Stunden untergegangen. Diese "Fehlschläge" regten jedoch dazu an, sich in nächster Zeit näher mit diesem Thema zu befassen. So soll in naher Zukunft eine Künstlerin zur Leitung eines Workshops nach Neuhaus eingeladen werden, die sich speziell mit Kunstprojekten auf dem Wasser beschäftigt.

Station 17: Pfad der Königskinder

Zwei Weg-Paare säumen den steilen Aufstieg. Wie zwei Königskinder können sie nicht zueinander kommen. Der Graben ist viel zu tief. Auch die Formen der Bäume erinnern an Waldmärchen früherer Zeiten.

Station 18: Drei Eichen

Eine der gewaltigen Eichen dient seit der Urwalderöffnung als Klangholzbaum. Ein weiterer den Tree-People als Kletterbaum.

Station 19: Waschweiher

An die Zeit der Waschfrauen und des Wäschewaschens im klaren Wasser von Brunnen oder Bächen erinnert der Neuhauser Waschbrunnen. Mit dem Ausbau des Neuhauser Hofes durch Fürst Wilhelm Heinrich hatte das "Personal" einen erheblichen Bedarf an sauberer Wäsche. (Kommunizierende Röhre 15: Rohrpost)

Station 20: Scheune Neuhaus

Das Ziel des ersten Urwaldpfades liegt inmitten des Saarkohlenwaldes und verbindet den historischen Ort des Jagdschlosses Phillipsborns mit dem Zentrum für Waldkultur. Die Scheune Neuhaus verfolgt mit ihrem Programm eine zeitgenössische Integration von (Industrie-) Kultur- und Naturlandschaft innerhalb eines der größten europäischen Waldschutzgebiete in städtischer Nachbarschaft.


Pressestimmen (pdf - Dateien)

"Minister eröffnet den ersten Urwaldpfad". Saarbrücker Zeitung, 20.08.03
Minister.pdf

"Lange, spannende Filmnacht im Wald an der Scheune. Natur und Kunst, Natur und Mensch am Forsthaus Neuhaus". Saarbrücker Zeitung, 20.08.03
Filmnacht.pdf

"Ein Trampelpfad wird zur Waldkunst". Saarbrücker Zeitung, 22.8.03
Trampelpfad.pdf

"Wenn Kunst im Wald wächst". Nina Loncar. Saarbrücker Zeitung, 22.08.03
Kunst wächst.pdf

"Die Kunst im Wald entdecken". Nina Loncar. Saarbrücker Zeitung, 26.08.03
Kunst entdecken.pdf

"Dinge verändern sich". Beatrix Hoffmann. Saarbrücker Zeitung. (Vorabdruck)
Dinge verändern.pdf

"Zwischen Baumriesen lauert die Kunst". Wibke Bantelmann. Rheinpfalz, 13.09.03
Baumriesen.pdf